Irland 2020
Auf unserer vierten Frachtschiffreise sollte es von Rotterdam aus auf der ELBTRADER Richtung Irland gehen. Wir wollten im August 2020 fahren und hofften das es wieder ein kleines Abenteuer werden würde.
Was man sich nicht vorstellen möchte / der schlimmste Fall

Wie schon bei den drei vorherigen Reisen vertrauten wir wieder auf die Betreuung durch die Agentur Kapitän Zylmann. Diesmal gab es vorab keinen Kabinenplan und das Einchecken ist in Rotterdam viel komplizierter, weil man dort vor dem "an Bord gehen" erst zum sogenannten Immigration Office muss, um sich vor und nach der Reise dort registrieren zu lassen. Tut man dies nicht, drohen einem hohe Strafen. Dieses Office liegt weit vom Liegeplatz der ELBTRADER entfernt in der Innenstadt und der Rotterdamer Hafen ist der größte Europas. Auch kommt man mit dem eigenen PKW nicht nah an den Hafen heran und der dafür zuständige Shuttle Service berechnet pro Fahrt mindestens auch noch einmal 60,- €. Für uns kommt aber nur eine Anreise mit dem PKW in Frage, da wir auf dem Lande wohnen und von uns schon allein die Fahrt zum Bahnhof in Hannover eine "Weltreise" darstellt. Es sollte alles anders kommen.
Bei Recherchen im Internet lass ich dann noch folgende Meldung:

Frachter wird nach Bremerhaven geschleppt
(18.12.19) Der unter Zypern-Flagge laufende Containerfrachter 'Elbtrader', 8246 BRZ (IMO: 9388534), der MS Elbtrader GmbH & Co. KG in Drochtersen, der am 12.12. im Englischen Kanal südlich der Isle of Wight auf der Fahrt von Rotterdam nach Dublin einen Maschinenausfall hatte und anschließend vom Schlepper 'Apex' nach Southampton geschleppt wurde, verließ den Hafen wieder am 16.12. um 15.20 Uhr. Diesmal befand sich der Havarist mit seiner 12-köpfigen Crew am Haken des unter Zypern-Flagge laufenden Schleppers 'Mustang' (IMO: 9555383). Er sollte von diesem nach Abschluss der Löscharbeiten vom Containerterminal der DP World nach Bremerhaven zur Reparatur gebracht werden. Dort wurde der Schleppzug am 19.12. erwartet.
Quelle:Tim Schwabedissen

Da war also das passiert was kein Frachtschiffreisender erleben möchte, eine Havarie im Ärmelkanal. Zum Glück war ein Schlepper schnell genug zur Stelle um das Schiff mit seiner Ladung, die für Dublin vorgesehen war, in den nahe gelegenen Hafen von Southhampton zu schleppen. Dort wurde die Ladung gelöscht und die relativ kurze Fahrt von dort nach Bremerhaven, zum Reparaturdock im Fischereihafen, dauerte ganze 3 Tage. Der Schlepper kann ja nicht schneller fahren mit dem dicken Pott dahinter. In einem Forum fand ich dann noch folgende Information:

Am 12. Dezember 2019 um 1 Uhr morgens wurde die "Elbtrader" mit einer 12-köpfigen Besatzung an Bord und 6.015 Tonnen Containern wegen eines Motorschadens im Ärmelkanal südlich der Isle of Wight auf dem Weg von Rotterdam nach Dublin deaktiviert. Das Schiff meldete einen defekten Filter in Position 50 22 36 N, 001 21 50 W, etwa 12 Meilen südlich von St. Catherines Light. Das Schiff musste den Filter bei einer Geschwindigkeit von 1,4 Knoten auf der Drift austauschen. Tatsächlich war der Schaden an seinem Getriebe und erforderte ein Schleppen nach Backbord, um die Reparaturarbeiten abzuschließen. Der Schlepper 'Apex' wurde zur Hilfe gerufen und zog das Schiff in den geschützten Bereich der Nab Anchorage. Der Lotse ging um 17 Uhr an Bord des Schiffes und legte um 23.30 Uhr sicher im Containerterminal von DP World in Southampton an. Nach dem Löschen der Container sollte das Schiff zur dauerhaften Reparatur an einen anderen Liegeplatz gebracht werden.
Quelle: www.vesseltracker.com

Am 30.12.19 liegt die ELBTRADER immer noch im Fischereihafen von Bremerhaven und wartet auf einen freien Platz in den Schwimmdocks der Bredo-Werft.
Nach diesem Vorfall ging mir mal durch den Kopf was das für uns als Passagiere bedeutet hätte, wenn wir diese Fahrt erwischt hätten. Man hätte uns vielleicht mit zurück nach Bremerhaven genommen, aber dort hätte ja nicht unser Auto gestanden. Außerdem hätte das Registration Office auf uns gewartet. Wir hätten also versuchen müssen von Bremerhaven nach Rotterdam zu kommen um dort unser Auto abzuholen und uns abzumelden. Oder man hätte uns in Southhampton an Land gesetzt und wir hätten von dort wieder nach Rotterdam gemusst. Wir hätten unser eigentliches Reiseziel nicht erreicht und wären noch mit zahlreichen zusätzlichen Kosten bestraft worden (Taxi, Bahnfahrt, Hotel). Von der verlorenen Zeit gar nicht zu sprechen. Auch das ist ein Unterschied zu einer Kreuzfahrt, bei einer Frachtschiffreise trägt der Passagier das Risiko. Auch die Stornierungskosten sind hoch. Das sollte jedem klar sein der eine solche Fahrt unternehmen will.

Daten vom Schiff (englisch)
28.12.2020